Das ganze Land fiebert der spanischen Weihnachtslotterie entgegen
Und viele Ausländer dazu, denn die chancenreiche Lotterie zieht auch viele Nicht-Spanier in ihren Bann. Seit mehr als 200 Jahren läuten die Spanier mit der Ziehung der Weihnachtslotterie das Weihnachtsfest ein. Wenn die Kinder des Madrider Colegio San Ildefonso am 22. Dezember beginnen zu singen, wissen alle Spanier automatisch, dass die Weihnachtszeit beginnt. Sie dauert in Spanien bis zum Dreikönigstag am 6. Januar, dem offiziellen Tag der Bescherung.
Auch auf Mallorca gibt es zahlreiche Verkaufsstellen der staatlichen „Loterías y Apuestas del Estado“. Wer in diesem Jahr auf Mallorca Urlaub gemacht hat, konnte sich ein Los für die Weihnachtslotterie vor Ort besorgen, denn der Verkauf beginnt jedes Jahr ab etwa Mitte Juli.
Kulturelle Bedeutung der Weihnachtslotterie für die Spanier
Die spanische Weihnachtslotterie ist seit langem tief im öffentlichen Bewusstsein verwurzelt. In jedem Jahr kaufen die Spanier Lose im Wert von mehr als zwei Milliarden Euro und verfolgen am 22. Dezember ab 9:00 Uhr morgens die Ziehung im Fernsehen, die in der Regel etwa knapp vier Stunden dauert.
Einschaltquoten von sagenhaften 50 Prozent sind die Normalität. „Die Ziehung der Weihnachtslotterie gilt als das größte TV-Ereignis des Jahres und stellt andere lokale Lotterien weit in den Schatten“, so ein Sprecher von spanischeweihnachtslotterie.com. Temporär erreicht die Übertragung sogar Quoten bis zu 90 Prozent.
Der bisherige Rekordverkauf von Losen fand im Jahr 2008 statt, als Lose im Wert von 2,75 Milliarden Euro verkauft wurden. Danach gingen die Verkaufszahlen aufgrund der Wirtschaftskrise etwas zurück. Aber schon 2013 wurde wieder die Zwei-Milliarden-Euro-Grenze geknackt. Statistisch gesehen besaß damals jeder Einwohner circa 2,5 décimos (Zehntellose). Die staatliche Lotteriegesellschaft erwirtschaftet mit der Weihnachtslotterie etwa ein Viertel des gesamten Jahresumsatzes.
2016 ging auch viel Geld nach Mallorca
Die Mallorquiner sind ein eigenes Völkchen und halten sich bei der Weihnachtslotterie eher zurück. Auf der Insel werden anteilmäßig nicht gerade die meisten Lose aller Gemeinden verkauft. Das liegt vermutlich daran, dass in den letzten Jahren die Großgewinne oft in Regionen weit von Mallorca entfernt gingen.
Ganz können sich aber auch nicht die Einwohner der beliebten Baleareninsel dem Reiz der Weihnachtslotterie entziehen. Im Jahr 2016 gewannen vier Zehntellose den zweiten Preis von 1,25 Millionen Euro, sodass jeweils 125.000 Euro an vier Besitzer direkt in der Hauptstadt Palma vergeben wurden. Vierzehn Zehntellose wurden in der Gemeinde Pollença verkauft und gewannen insgesamt 280.000 Euro.
Spanien hat viele Europäer angesteckt
Auch 2017 beläuft sich die Anzahl der Lose auf 100.000, die in 160 Serien aufgelegt werden. Je 160 ganze Lose tragen also die gleiche Nummer und kommen somit auch für El Gordo, den Hauptpreis, in Höhe von vier Millionen Euro infrage. Der Traum vom großen Lottoglück ließ in den letzten Jahren auch immer mehr Ausländer aus ganz Europa aufhorchen. 2016 gingen schon drei Prozent aller Lose ins Ausland. Für 2017 rechnen Experten mit einem Wert von fünf Prozent.
Gelegenheit für den Kauf haben jedes Jahr Millionen von Spanientouristen ab Mitte Juli. Vor Ort kostet ein décimo seit Einführung des Euros zwanzig Euro. Von zu Hause aus können Ausländer die Lose über das Internet ordern, müssen dabei aber mit Preisen von bis zu 35 Euro rechnen. Das ist ein normaler Vorgang der Marktwirtschaft. Sobald ein weiterer Zwischenhändler hinzukommt, steigen die Preise.
Drei Superlative für die Weihnachtslotterie
Auch 2017 wird wieder ein Millionenpublikum die Ziehung der Glückszahlen im Madrider Opernhaus Teatro Real via TV verfolgen. Kein Wunder, kann die spanische Tombola doch mit drei Superlativen aufwarten:
- Die erste Ziehung erfolgte 1812. Damit ist der „Sorteo de Navidad“ die älteste Lotterie weltweit.
- Gemessen an der ausgespielten Gesamtsumme in Höhe von 2,31 Milliarden Euro ist die Weihnachtslotterie auch die größte Lotterie weltweit.
- In der spanischen TV-Landschaft glänzt die knapp vierstündige Ziehung der Glückszahlen im Madrider Opernhaus Teatro Real mit einem zeitweiligen Einschaltquotenrekord von 90 Prozent.
Gewinnchancen der spanischen Weihnachtslotterie
Knapp 70 Prozent der Lotterieeinnahmen werden wieder ausgeschüttet. Das sind zwanzig Prozent mehr als beispielsweise beim deutschen Lotto 6 aus 49. Da nur 100.000 verschiedene Losnummern verkauft werden, liegt die Gewinnwahrscheinlichkeit bei 1: 100.000. Die Gewinnsumme für den Hauptpreis „El Gordo“ liegt bei vier Millionen Euro.
Bei 160 aufgelegten Serien können also 160 ganze Lose den Hauptgewinn erreichen, was allein in dieser Kategorie einer Gewinnsumme von 640 Millionen Euro entspricht. Mit einem Zehntellos gewinnen Besitzer immerhin noch 400.000 Euro. Statistiken zufolge gewinnt jedes sechste Los.
Für Deutsche sind die Gewinne steuerfrei
Die spanische Weihnachtslotterie bedeutet alljährlich auch für den spanischen Fiskus eine Bescherung. Neben dem dreißigprozentigen Gewinn aus den Verkaufserlösen kommen noch zwanzig Prozent Lotteriesteuer für alle Gewinne über 2.500 Euro hinzu.
Die Steuer wird in Form einer Quellensteuer direkt vom Gewinn abgezogen und von der staatlichen Lotteriegesellschaft direkt an das Finanzamt abgeführt. Das gilt natürlich auch für Gewinner, die ihren Wohnsitz in Deutschland haben. Da in Deutschland aber Lottogewinne zu den steuerfreien Einnahmen gehören, können sich Besitzer von Losen mit Wohnsitz in Deutschland ein Jahr später die Steuer wieder zurückholen.
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Greg ist Betreiber und Chefredaktuer vom Mallorca-Blog.de Der studierte Diplom Kaufmann lebt am Stadtrand von Berlin und ist mehrmals im Jahr auf Mallorca. Wenn es die Zeit zulässt, schreibt er für den Mallorca-Blog.